Krisen verleiten dazu, schwierige Entscheidungen durchzusetzen, die man in guten Zeiten nicht so leicht getroffen hätte. Weshalb? Ganz klar, weil es in guten Zeiten schwer ist, unbequeme Entscheidungen zu verkaufen. Stimmt? Stimmt nicht. Es braucht lediglich eine gute Strategie, an der du festhalten kannst, wenn sich der Weg zu gabeln droht. Willi, das Seepferdchen, meine Love Brand, stand in der vergangenen Folge der »Pferdefresse« an so einer Gabelung. Er hat sich für eine Richtung entschieden. Wird seine Exit-Strategie aufgehen? Hat die Love Brand den richtigen Weg aus der Krise gewählt?

Keine Lust zu Lesen? Hier ist die Audio-Datei zum folgenden Blog-Beitrag:

Das Geheimnis der Lebenszyklusanalyse:
Du entstehst, du lebst, du wächst,
du schrumpfst, du stirbst.
Und dann kommt die Wiederauferstehung.

Wer hat’s erfunden?

Meine sehr verehrten Fans und Freunde. Bevor ich euch erzähle, was die Griechen und die Franken mit meiner Zukunft zu tun haben, ein wichtiger Hinweis in eigener Sache: Achtung, der folgende Beitrag zur Meinungsbildung enthält Produktplatzierungen.

Was soll ich auch sagen? Richtig Werbung hat er gemacht, der Pate. Auch Werbung muss man richtig machen.

Wusstet ihr eigentlich, dass er fränkische Wurzeln hat? Dass er auf Du-und-Du mit dem Christkind ist? Ich wusste das nicht. Aber es hilft ungemein, ihn zu verstehen. Nicht sprachlich, sondern einmal mehr inhaltlich.

Was ich mitgenommen habe, nachdem ihm endgültig aufgefallen war, dass es ernst um mich, um uns steht? Dass die Love Brand droht, in Vergessenheit zu geraten? Dass wir kurz davor sind, am langen Arm zu verhungern?

Ähm, naja, dass es in jedem Fall ein Unterschied ist, eine Krise zu kriegen oder eine zu haben. Ich bekomme eigentlich nur die Krise, weil ihr Menschen Krisen erfunden habt – und weil ihr offenbar nicht wusstet, was es bedeutet, habt ihr euch um dieses Wort herum noch ordentlich Alarm ausgedacht. Prinzipiell seid ihr Menschen da sogar sehr flexibel. Ihr könnt auch erst Alarm machen und es dann Krise nennen. Ich, Willi, das Seepferdchen, ich kämpfe lediglich mit den Konsequenzen eurer Krisenmacherei.

Hausgemacht. Das ist so ein Schlagwort, das der Mensch gerne verwendet, wenn er sich selbst als Initiator ins Spiel bringt und besonders loben möchte. Ich habe dieses Wort vom Paten mehr als einmal gehört. Heute exakt zwei Mal, um genau zu sein.
Das erste Mal in Verbindung mit dem Begriff Krise. Mein Pate meint, wenn du entscheiden möchtest, wie du einer Krise begegnest, frage dich zuerst, woher sie kommt. In diesem Zusammenhang gibt es die »Hausgemachte Krise«. Eine mit viel Eifer und Fleiß, mit viel Fingerspitzengefühl und Sorgfalt selbst initiierte Herausforderung, die sich Menschen aufbürden, um danach noch mehr Gründe zu haben, sich ausschließlich mit sich selbst zu beschäftigen. Klingt nach schwerer Kost aus Mutti’s Küche, oder nicht?

Es ist ein Unterschied, eine Krise zu haben
oder eine zu kriegen.
Du merkst es an der Kommunikation.

Mach’s mit Liebe statt mit Fleiß

Das zweite Mal hörte ich das »hausgemacht« undeutlich schmatzend. Es fiel, während mein Pate genüsslich grinsend von einem Stück Lebkuchen biss. Es klang irgendwie herzlich.

»Hausgemacht« gibt es also mit Fleiß oder mit Liebe gemacht. Das ist einfach. Genauso wie der Blick zurück. Denn, was passiert ist, lässt sich leicht analysieren.

Schwer wird’s jetzt an der Gabelung, an der wir, mein Team und ich, uns einstimmig dazu entschieden haben, der sich uns offenbarten Krise zu stellen. Denn unser Fanschwund und die damit verbundene Hungersnot war nicht hausgemacht. Das kam äußerst plötzlich und überraschend.

»Was hast du Gutes, Hausgemachtes im Gepäck?«, hatte mein Pate mich gefragt. »Eine Marke mit Erfolgsgeschichte«, hatte ich geantwortet.

Wieder einmal öffnete sich für mich eine imaginäre Tür in einen imaginären Raum. Darin befand sich ein sehr realer Pate mit einer vermutlich realen Geschichte.

»Dieser Lebkuchen stammt aus dem ersten Lebkuchenautomaten Deutschlands. Er steht in Schwabach, bei Nürnberg. Er ermöglicht einer kleinen Backstube, der „Schleckerei“, sein Lieblingsprodukt erstmals das ganze Jahr rund um die Uhr zum Verkauf anzubieten. Ein Produkt, dass es sonst nur während der Weihnachtszeit gibt, ist in diesem Automaten auch in Sommer-Editionen verfügbar. Eine absolut neue, geniale und hausgemachte Idee.«

Was es auch immer mit diesem Lebkuchen in seiner Hand auf sich hatte, der Pate begann sich in einen Rausch zu reden.

»Kurze Zeit, nachdem der erste Lebkuchenautomat seine Fans hatte, drängten sich neue Fangruppierungen in den Vordergrund: Die, die diese Idee industrialisieren wollten. Die, die in ihrer Vision Tausende von Lebkuchenautomaten in ganz Deutschland aufstellen und die Sommerlebkuchen zum Massenprodukt machen wollen. Die, die dir Gewinne, Erfolge und rasantes Wachstum bescheinigen, wenn du sie nur machen lässt.«

Kenn‘ ich, dachte ich. Als ich anfing, als Love Brand erfolgreich zu sein, hatte ich solche Begegnungen en masse. Ach wie viele wussten doch damals schon, wie ich es besser machen kann, wie es schneller, höher, weiter geht.

»Es gibt bis heute nur einen dieser Lebkuchenautomaten. Weißt du wieso? Weil die Schleckerei den Mut hat, an ihrer ursprünglichen Philosophie festzuhalten: Sie wollen hausgemachte Lebkuchen anbieten und mit dem Automaten die Fans der Schleckerei mit hochwertiger Qualität versorgen. Sie haben ihr Produkt emotionalisiert statt industrialisiert. Aber das Wichtigste: Sie sind jeden Tag ausverkauft und ihre zufriedenen Kunden loben sie für ihre beständige hohe Qualität.«

Alle Krisen sind hausgemacht.
So wie die Love Brand-Rezepte dagegen:
Philosophie und Strategie.

Erinnert euch statt zu spekulieren

Weniger ist mehr. Das ist eine Einstellung, die definitiv Mut erfordert. Weniger Profit, mehr Zufriedenheit – so einfach ist das nicht, Kollege! Erst recht im Team nicht. Erfolge verwöhnen nunmal. Da funktioniert im Hinblick auf die Kultur im Team derselbe Mechanismus wie bei den Affen und der Banane auf der Leiter.

Moment mal, stimmt. War das die Intention? War das unsere Idee am Anfang?

»Was du gesagt hast, stimmt, Pate. Die Love Brand hat genügend hausgemachte Rezepte im Gepäck. Wir haben eine klare Philosophie, eine klare Strategie. Zusammen sind wir unschlagbar. Als Team und als Marke. Wird Zeit, dass wir uns daran erinnern.«

Voller stolzer Einsicht drehte ich schon ab und wollte den Paten seinem Lebkuchen überlassen. Oder umgekehrt. Noch bevor meine Flossen mich Richtung Team trieben, durchzuckte mich ein Zweifel. Ich kehrte um.

»Was ist, wenn ihr Menschen wieder Scheiße baut?«, wandte ich mich dem Paten zu.

Der, inzwischen fertig mit dem Lebkuchen, hatte mich sofort verstanden. Er wusste, dass Menschen unberechenbar sind. Er begriff, dass ein mutiges Miteinander alleine, oder ein konsequentes Verfolgen der Strategie, noch lange kein Schutz vor der nächsten Krise ist. Im Gegenteil, er wusste, die nächste Krise kommt gewiss. Ziemlich sicher hausgemacht, würde ich sogar sagen.

»Wer weiß schon, was die Zukunft bringt. Ich bin kein Orakel.«

Dann solle er doch eins holen, sagte ich zu ihm. Ich brauche jetzt Gewissheit, ob die Strategie sich auszahlt. Egal, ob wir nun alles anders machen oder beharrlich an unserem bisherige Weg festhalten wollten. Ich brauch jetzt jemanden mit verlässlichen Prognosen. Keine Theoretiker, bitte.

Was folgte, war Geschichte in der Theorie. Orakel wie in der griechischen Antike gäbe es seit über 1.600 Jahren nicht mehr, ebenso wenig wie die Beweise, dass alles eintrat, was das Orakel vorhersagte. Mist, dachte ich. Uns Seepferdchen hat man zwar selbst erst vor circa 500 Jahren entdeckt – was nicht heißt, dass wir zu Orakel-Zeiten nicht doch im Golf von Korinth hätten sein können, um mehr über unsere Zukunft zu erfahren. Da haben wir es wieder mit dem Wissenstransfer – Social Media hätten die alten Griechen gebraucht.
Oder einen Paten. Götterbote Hermes hat sich jedenfalls nur bedingt durchgesetzt.

Nachhaltigkeit ist ein Zyklus

»Das Leben ist ein Zyklus: Du entstehst, du lebst, du wächst, du schrumpfst, du stirbst, du entstehst, du lebst, du wächst, du schrumpfst, du stirbst. Die Kunst ist es, nicht früher zu sterben als dass man gelebt hat», lachte der Orakel-Pate.

Auch dafür hatte er ein paar anschauliche Beispiele parat: »Weißt du, wozu der ganze Plastikmüll auf unserer Welt unter anderem geführt hat?«

»Dass wir sterben.«

»Das ist leider wahr. Weil wir das aber nicht wollen, haben wir etwas erfunden: Die Unverpackt-Läden. Läden, in denen du alles ohne Verpackung einkaufen kannst. Eine Geschäftsidee im Interesse der Umwelt.«

»Du willst mir jetzt erzählen, dass ihr Menschen erst Plastikmüll erfindet, um dann die Abschaffung zu erfinden?«

»Selbst der Plastikmüll war irgendwann einmal eine Weiterentwicklung. Und zwar der Verpackungsindustrie, die jetzt auf einmal böse ist, wenn sie immer noch Plastikverpackung herstellt. Was glaubst du, wie lange die nächste Weiterentwicklung überlebt?«

»Bis irgendwas droht, deshalb zu sterben?«

»Genau. Weißt du, was uns Menschen zurzeit die meiste Energie kostet?«

»Nicht zu sterben?«

»Könnte man durchaus so sehen. Nein, ich meine eigentlich die Energieproduktion selbst. Unsere meiste Energie wird genau da benötigt. Physisch und physikalisch. Wir haben Verbrennungsmotoren als Antriebe erfunden, wir haben das Abgas erfunden. Einst als Innovation und Motor unserer Wirtschaft verkauft, stottert jetzt die Industrie und der Mensch röchelt. Wir wenden also Energie auf, um unsere Energie künftig wieder sinnvoller nutzen zu können, weil sonst entweder die Industrie oder der Mensch stirbt.«

Mal ohne Spaß, Fans. Ihr beschäftigt euch auf eurer Seite der Scheibe schon sehr gerne und ständig selbst, oder? Ich dachte immer, ihr seid intelligent und lernfähig. Seid ihr aber vielleicht einfach bissle doof, hm?

»Klingt alles hausgemacht. Erfindet doch gleich mal was Richtiges. Etwas Langlebiges. Etwas Nachhaltiges«, bemerkte ich souverän.

»Hausgemacht können wir. Und wenn uns keiner hilft, nutzen wir Computer. Wenn wir uns selbst verarschen wollen zum Beispiel, setzen wir hausgemachte künstliche Intelligenz ein, die das auf Knopfdruck für uns macht. Mit manch einer Software wird Geld erwirtschaftet, das wir dann als Erfolgsprämien auszahlen. Wenn die Prämien niedriger sind, als im Vorjahr, sprechen wir von Krise, rechtfertigen drastische Konsequenzen und appellieren an die Menschen, doch wieder neu zu denken. Damit die Prämie auch sicher wieder größer wird.«

»Ihr Menschen habt schon echt einen Vogel«, eine inzwischen bekannte Ansicht meinerseits, die ich oft und gerne teile. Abgesehen davon, dass sich bei euch so viel ums Geld dreht. Um die Prämien oder wie ihr das nennt.

Kein Wunder, dass euch gar nicht auffällt, dass der Seetang als schnellste wachsende Pflanze der Welt in meinem Aquarium jeden Tag um 30 Zentimeter wächst, abgeerntet und sowohl als Nahrungsmittel als auch als Bio-Treibstoff verschifft wird. Sehr vielseitig das Zeug. Aber gut, wir hatten heute auch keinen Innovations-Workshop für regenerative Energien, sondern eine Krisensitzung.

Stärke deine Abwehrkräfte

»Okay, okay. Eine Garantie fürs Überleben einer Krise gibt es nicht. Ein hausgemachtes Rezept zur Vorbereitung stärkt vielleicht die Abwehrkräfte, rettet aber noch lange keine Leben. Falls das bislang heute noch nicht deutlich geworden ist: Noch befindet sich die Love Brand in einer Krise. Muss ich mich jetzt wirklich neu erfinden, bevor ich sterbe?«

»In deinem Fall glaube ich noch nicht, Willi. Solange wir miteinander füreinander arbeiten ist die Erfolgsstrategie in der Krise dieselbe wie davor und danach.«

Wie viele Lebenszyklen verträgt eine Love Brand eigentlich? Wie viele ein Seepferdchen?

Kommt wahrscheinlich darauf an, wie viele davon hausgemacht sind…

Wer mutig miteinander einen eingeschlagenen Weg konsequent geht, der gestaltet Nachhaltigkeit. Natürlich kommen einem Zweifel, ob man alles richtig entschieden hat, ob der eingeschlagene Weg einen ans Ziel bringt beziehungsweise, ob es nicht doch an der Zeit ist, völlig neue Wege zu gehen. Viele Krisen sind hausgemacht, deshalb ist Krisenmanagement oder Krisenkommunikation heutzutage wirklich Alltagsgeschäft geworden. Also eigentlich auch nichts, was außergewöhnliche Maßnahmen erfordert: Irgendwo entsteht immer etwas Neues, weil etwas Altes vergänglich geworden ist.

Ausserdem gibt’s den Blog-Artikel als Audio-Podcast auf