Willi, das Seepferdchen, beschäftigt sich nun schon seit einiger Zeit mit Fragen rund um seine eigene Marke und Kommunikation. Vielmehr, er lernt von Mal zu Mal ein wenig mehr dazu, was eine Love Brand ausmacht. Heute widmen wir uns dem Thema »Kultur«. Es ist, nach dem Aussehen und dem Verhalten der dritte Kernbaustein einer Markenidentität – Aussehen und Verhalten müssen harmonieren, soviel wurde Willi bislang klar. Wie er Einfluss auf die Kultur nimmt, beziehungsweise wie sehr Kultur seinen Einfluss prägt, das erfahrt ihr im folgenden Blog-Artikel.
Keine Lust zu Lesen? Hier ist die Audio-Datei zum folgenden Blog-Beitrag:

Einfluss auf die Kultur zu nehmen heißt,
durch Kultur den Einfluss zu prägen.
Rock ‘n’ Roll ist so ein Beispiel.
Deshalb rocken Love Brands.
Kultur ist mehr als Musikgeschichte
Heute war ein sehr emotionaler Tag. Ich habe den kulturellen Horizont meines Paten erweitert. Etwas unverhofft und sicher anders, als ich es gedacht hatte, aber Geduld, liebe Freunde. Ich war auf eine Kulturreise eingestellt, denn das war das, was mir zuletzt in Aussicht gestellt wurde. Als Belohnung für mein anständiges Benehmen – oder sich besserndes, irgendwie sowas hat er gesagt. Bislang ging mein Kulturhorizont von AC bis DC, weil das der Pate eben gerne mit mir zusammen hört, wenn er nachdenkt. Als der Besuch meines Paten zum Thema »Kulturfragen« angekündigt war, stellte ich mir die Frage, mit was ich mich vorbereite. Musikgeschichte, Kunstgeschichte, Literaturgeschichte – Leute, was überlegt ihr so, vergesst nicht, vor meiner Scheibe tummelt sich so allerhand, also sieht und hört man auch so allerhand. Schließlich sind ja alle sehr mitteilungsbedürftig heutzutage. Und wenn du selbst nicht viel redest – außer ein Pate veranlasst dich dazu – dann siehst und hörst du Dinge, da fragt dich niemand danach, ob du das überhaupt willst. Aber was red‘ ich, ihr steckt da mittendrin… Ich jedenfalls entschied, mich mit Hard Rock auf die Kulturreise einzustimmen. Das war der Anfang.
Jetzt bin ich am Ende. Jedenfalls bin ich ziemlich im Eimer, baumle mehr oder wenig teilnahmslos in der Strömung und lasse sogar die eine oder andere Krabbe freischwimmend in Reichweite ungeschoren passieren. Eines meiner Doubles kümmert sich.
Also, weil ich ja weiß, dass ihr mich so oder so nicht in Ruhe lasst, bevor ich euch nicht auch die Details vom jüngsten Aufeinandertreffen mit meinem Paten erzähle: Wie ihr euch sicher denken könnt haben wir keine Hard-Rock-Playlist durchforstet. Auch keine Suchmaschinen-Portale oder gar Bücher.

Das Verhalten einer Marke
beeinflusst ihre Kultur.
Die Kultur einer Marke
beeinflusst ihr Verhalten.
Gestalte deine Welt, wie sie dir gefällt
Es wäre eine Philosophie-Stunde geworden. Richtig gehört, Konjunktiv. Es wäre eine geworden, wenn ich es nicht zu verhindern gewusst hätte.
Weil ich den Gag mit AC/DC witzig fand und damit außerdem offen zum Ausdruck brachte, was ich unter Kultur verstand, fühlte sich meine Pate eher etwas missverstanden und war offensichtlich vom Humor befreit. Um eine gemeinsame Ausgangsbasis zu schaffen, befragte er eine durchaus geläufige Wissensplattform im Internet nach einer allgemein gültigen Definition von Kultur. Dabei stießen wir auf etwas, für mich nicht weiter überraschend, Furztrockenes.
Kultur sei im Wesentlichen alles, was du selbstgestaltend hervorbringst. Kultur sei ein System von Regeln und Gewohnheiten, die dich im Zusammenleben und in deinem eigenen Verhalten anleiten.
In meinem Kopf spielten auf einmal Männerfinger das Gitarren-Intro von Thunderstruck, doch bevor das Schlagzeug einsetzen konnte spielte mein Pate wieder einmal in bester Manier den Anchor-Man. Das ist der, der alles immer so treffend prägnant zusammenfasst. Newswert versaut mein Luftgitarren-Solo: Benehmen beeinflusst die Kultur, die Kultur beeinflusst das Benehmen.
Moneytalks.
Die Andere-Länder-Andere-Sitten-Story
Der Musikstoffel weiter: »Verstehst du, Seepferdchen zu essen, ist eine Kulturfrage, sich danach den Mund mit einer Stoffserviette abzuputzen eine Frage des Anstands.«
Moooment. Nächstes Lied: Die »Hell‘s Bells« läuteten. Es wurde Zeit, dass ich das Gespräch in die Hand nahm.
In manchen asiatischen Kulturkreisen gelte Seepferdchen am Spieß als Delikatesse – ebenfalls in östlichen Kulturkreisen ist Seepferdchenpulver eine anerkannte Medizin zum Beleben des Sexuallebens. Das klingt zwar irgendwie witzig. Sogar so bizarr, dass ich selbst kurz lachen musste. Seepferdchen am Spieß, ich, ein Aphrodisiakum… Was soll der Quatsch, in welcher Welt leben die?
In meiner. Ja, die andere-Länder-andere-Sitten-Story.
Nachdem ich mich kurz versichert hatte, dass derartige Kulturkreise von meinem Zoo weit genug entfernt sind… und, dass meine Scheibe zur Außenwelt einbruchssicher ist… nachdem ich mir also alle hilfreichen Details zur aktuellen Lage verschafft hatte, war ich wieder einigermaßen klar im Kopf. Die Welt, in der ich als Qualitätsprädikat gehandelt und nicht gesehen werde, ist weit genug weg. Gott sei Dank.
Es gibt glücklicherweise kulturelle Grenzen.
Here Comes The Razors Edge.
Im Prinzip: Sei für etwas
Auf der einen Seite der Grenzen leben Kulturen, die auch viel Mist essen – das ist unter Wasser nicht viel anders. Und auf der anderen Seite sind die, die Dinge tun, die die andere Seite abartig findet. Versteht mich nicht falsch, Leute, ich respektiere fremde Kulturen, aber wenn ich richtig liege kann es nicht zur Kultur einer Love Brand gehören, die eigene Art als Gaumenschmaus oder Viagra-Ersatz zu loben. Deshalb sitze ich hier auch in einem mitteleuropäischen Zoo, in dem ich für Qualität und Sympathie posiere – und nicht in einem fernöstlichen Schnellimbiss als lebende Speisekarte.
BAM, damit hatte ich irgendeinen Nagel auf den Kopf getroffen.
Mein Pate lachte herzlich. Was er daran witzig fand? Er meinte, dass ich das Prinzip einer Kultur schon verstanden habe. Und dass ich mich bewusst entscheide, wie ich mit Kultur umgehe. Weil ich für etwas arbeite und nicht gegen das andere. Ich hätte verstanden, dass Einflüsse durch die Kulturkreise gegeben werden, in die wir geboren wurden. Und ich hätte verstanden, dass ich innerhalb eines Kulturkreises durch meine Rolle Einfluss nehmen kann.
Highway To Hell.
Ja, Coaching-Blabla. Schluss jetzt. Jetzt war ich mal dran, ich erzählte dem Paten anschließend mal, was sich vor langer Zeit hier im Zoo bei den Affen ereignet hat. Stall- und Mainstream-Gossip. Aber manchmal ganz unterhaltsam.
Wer hat Angst vor der Banane?
Es ging um die Wurst – um eine Banane um genau zu sein. Es war eine Teamaufgabe für Wesen, in deren Kulturkreis eine gelbe, länglich geschwungene Frucht das Nonplusultra zu sein scheint. Im Affen-Gehege war so eine Banane von der Decke abgehängt. Das Objekt der Begierde war für die Affen über eine Leiter gut erreichbar. Die Sache hatte nur einen Haken. Zog einer der Affen an der Schnur, mit der die Banane von der Decke abgehängt war, löste das eine kurze Dusche über der Leiter aus. Was ich kurz ergänzen muss: Im Gegensatz zu mir finden die Affen Wasser mal so richtig scheiße.
If You Dare.
Okay, der Affe war nass, die anderen Affen im Gehege in Aufruhr. Klar, das nasse Tier musste zum Trocknen gebracht werden und verließ das Gehege. Jeder der ging, kam nie wieder. Es war demnach wieder Platz für einen Ersatz, der auch prompt durch die Tür kam. Ein weiterer Affe kletterte mutig auf die Leiter, zog an der Banane; tropfnasser, fruchtloser Abgang.
Hard Times.
Eines Morgens war die Dusche nicht mehr da. Abgebaut. Wegen Wasserverschwendung oder was auch immer. Jedenfalls hatten es die Affen nicht gesagt bekommen. Und obwohl kein Affe mehr da war, der jemals nass geworden war, fingen alle an, sich gegenseitig an die Wäsche zu gehen, wenn einer der anderen die Leiter auch nur ansah. Die Banane hing von da an an der Decke, bis zum Ende ihres biologischen Lebenszyklusses; schon nach kurzer Zeit ignorierten die Affen die Leiter und die Banane. Wer hat schon Bock auf Dresche statt Belohnung? Obwohl es inzwischen so einfach geworden ist.
Who Made Who.
Apropos who made who. Noch eine tierische Anekdote: Neulich ein Dialog zweier Hunde. Sagt der eine Hund zum anderen: Wo stammen wir eigentlich ab? Der andere: Alle Hunde stammen von Wölfen ab. – und unsere Herrchen? Vom Affen. – Wie peinlich.
Vielleicht zieht der Humor nur unter Tieren. Jedem, dem ich die Story hier im Zoo bislang erzählt habe, findet den Witz großartig. Selbst die Affen, aber die haben inzwischen auch schon vor Trockenfrüchten Angst. Hochexplosive Stimmung, Leute.
TNT.
Ein System voller Regeln und Gewohnheiten
Mein Pate lauschte aufmerksam meiner Tierstunde. Ich war live in concert. Kultur ist also ein System von Regeln und Gewohnheiten, die dich im Zusammenleben und in deinem eigenen Verhalten anleiten. Wie die Affen: Regeln, Gewohnheiten, keine Banane.
Noch ein Kultur-Beispiel gefällig? Aus der Unterwasser-Welt? Man nehme die Aussage »Fische sind Freunde, kein Futter«, und lege sie ins Maul eines Hais. So geschehen vor einigen Jahren. Die Folge? Revolution der Massen! Der Vegetarier war auch unter den Raubfischen angekommen und für cool befunden. Der Innbegriff des Bösen als Leitfigur einer fischliebenden Massenbewegung. Was das zur Folge hatte? Schwäbische Vegetarier. Veganer nennen die sich dann. Für die sind Fische nicht nur Freunde – für die sind wir … eine Philosophie.
Aha, denke ich, während meines Vortrags, der Kreis schließt sich, Zeit zum Ende zu kommen. Schlussplädoyer der Pferdefresse.
Are You Ready?

Eine Love Brand braucht Leitfiguren.
Vorbilder, Idole und Helden
aus unterschiedlichen Kulturen.
Platziere etwas außer der Reihe
»Eine Love Brand braucht Leitfiguren, Vorbilder, Idole, Helden aus unterschiedlichen Kulturen. Nicht, dass ich jetzt eine Lanze für die sich schützenden Affen oder die zahnlosen Haie breche… Eher für die Vielfalt. Toleranz nennt sich das.«
Und Microphone-Drop.
Abgang.
Seither baumle ich.
Love Brand Willi hat gerockt.
Rock Or Bust.
»Wenn wir ganz ehrlich sind«, sagte der Pate bevor er grinsend Richtung Affen-Gehege abzog, »wir eifern doch gerade denen mit Freude nach, die auch mal etwas außer der Reihe platzieren, eine Lanze für andere brechen.«
Für die Affen, die vor keiner kalten Dusche Angst haben. Verstanden.
»Für wen brichst du eine Lanze?«, frage ich den Paten noch kurz.
»Für eine Nachsorgeklinik im Schwarzwald und eine Pferdefresse im Zooaquarium.«
Hm. Vielleicht sollte ich mich doch mal wieder nach meinem Freund Dude, die Schildkörte aus dem Pazifik-Becken, umschauen… Im Mai ist schließlich Weltschildkrötentag, da kann man nicht nur als Meeresbewohner mal eine Lanze für brechen.
Dude rockt. Vielfalt rockt. Der Pate rockt. Kultur rockt.
For Those about To Rock – We Salute You.
Nur Weniges, was eine Love Brand ausmacht, muss sie neu lernen. Vieles erlebt sie täglich im Büro, zuhause, auf Reisen oder im eben zum Beispiel im Zoo. Kulturen sind überall, sie beeinflussen die Welt, in der wir geboren werden, aufwachsen und arbeiten. Love Brands befassen sich mit der Kultur, die sie selbst um sich herum schaffen wollen. Ob Fankultur oder Profitkultur, jede Kultur passt zu einem Verhalten, jedes Verhalten passt zu einer Kultur. Love Brands zeichnen sich durch Toleranz aus, sie stehen für andere ein und machen das zur Gewohnheit. Es gibt bestimmte Kulturkreise, von denen wir uns bewusst abgrenzen möchten. Und andere, die uns engagieren lassen. Deshalb ist die Frage nach der Kultur eine, die ich zu Beginn jeder Markenpositionierung stelle. Weil die Kultur Teil der Markenidentität ist.
Food For Thoughts
Hier erfahrt ihr mehr über die ersten konkreten Schritte zum Aufbau einer Love Brand:
Ausserdem gibt’s den Blog-Artikel als Audio-Podcast auf