Als Pate eines Seepferdchens mit dem Namen Willi beschäftige ich mich in diesem Blog weiter mit seiner Marke. Ich diskutiere mit Willi auf dem Weg zur Love Brand alle Aspekte und wie sie sich auszahlen. Für die Fans, im Team, im Leben und nicht zuletzt auch die im Internetz. Wer sich als Marke von Social Media fernhält, der wird vom Markt ferngehalten. Online passiert das moderne Beziehungsmanagement. Wer sich dort vernetzt, ist aber auch transparent und damit angreifbar. Eine Love Brand kann in Krisenzeiten auf ihre stabilen Beziehungen bauen – auf soliden Rückhalt aus dem Netzwerk. Weil Kommunikation in der Krise nicht mehr als Taktik ist. Die Mannschaft ist ja schon aufgestellt… Welche Taktiken Willi beherrscht, ob Panik oder Markenkern sich durchsetzen…  Hier kommt die Antwort.

Keine Lust zu Lesen? Hier ist die Audio-Datei zum folgenden Blog-Beitrag:

Den guten Fan gibt es doch nur,
weil es den bösen Feind auch gibt.
Krisenkommunikation ist damit Alltag.

Begreife den Ausnahmezustand

Was für ein Tag. Noch so einer und ich harpunier mich. Oder stürze mich in die Filteranlage, erdrossle mich mit Seetang und reite dann in den ewigen Sonnenuntergang der Seepferde. Wer jetzt lacht, ist raus, klar?

Was mit mir ist?!

Boah, ich krieg sofort wieder Blutdruck. Wir wurden angegriffen, mehrfach. Direkt und indirekt. Gerade als die Marke wieder Auftrieb hatte. Und nun? Alles stand auf Messers Schneide – vor allen Dingen stand mir aber die Panik im Gesicht.

Gut, beruhige dich, Willi. Eins nach dem anderen.

Alles begann damit, dass wir heute Morgen etwas unsanft geweckt wurden. Wir hatten länger geschlafen als sonst, weil wir fürs Internetz noch ein paar Nachtaufnahmen machen wollten. Nachtaufnahmen Sells – nur hatte ich da vielleicht was missverstanden. Was ein Buchstabe so ausmachen kann… Merke: Wenn du vor lauter Dunkelheit die Kamera nicht siehst, sieht dich die Kamera auch nicht. Der Zitteraal jedenfalls hatte weder auf Salzwasser noch auf die Rolle als Blitzlicht Bock. Er meinte, er würde sich aufgrund der guten Leitfähigkeit von Salzwasser eventuell selber kurzschließen.  So blieb unsere Nachtschicht unbemerkt und unbeleuchtet. Vielleicht gut so… Wir waren immerhin alle nackt. Ob sich das wiederum verkauft hätte?

Scheißegal, der tatsächliche und alles verändernde Blackout folgte erst am heutigen Morgen. Auf der äußeren Seite des Aquarium Fensters. Es war Wandertag. Das heißt Ausnahmezustand.

Eine kurze Prüfungsfrage für Seepferdchen-Fans: Wie oft, glaubt ihr, muss ein Kind an eine Scheibe trommeln, bis sich endgültig alle Seepferdchen verstecken?

A) Ein Mal reicht.

B) So oft und lange wie Gregory und Maxl eben können,

oder Antwort

C) Seepferdchen stehen grundsätzlich auf Techno – sie brauchen Bass, Bass, was geht ‘n, Alter?

Zugegeben, das war wieder einmal eine rhetorische Frage. Dennoch wichtig, um dem Fortgang dieser Geschichte folgen zu können. Ich helf‘ euch mit der Antwort: A). Und nach etwa 15 Minuten Terror schlagen wir sogar zurück.

Blöd, so ohne Arme und mit dieser Trennscheibe, oder? Dachte ich mir mit meinem Team auch. Also hieß unsere Waffe Ignoranz und Isolation. Wir versteckten uns und wollten erst wieder rauskommen, wenn die Art von Fans zurück sind, die nicht auf uns einprügeln.

Der Zwischenfall mit Fensterdrums hatte jedenfalls noch einen anderen negativen Nebeneffekt: Der, der uns eigentlich mit Krabben füttert, kümmerte sich heute nicht um die edle Kost etwa, sondern um freie Sicht. Unsere Scheibe musste von den hartnäckigen Spuren der Kinderhände befreit werden. Ein verschmierter Blick auf die allseits gefragte Love Brand ist wie gar kein Blick. Mindestens aber ist es ein verfälschter. Und Love Brands sind echt, das zeichnet sie schließlich aus. Sie zeigen sich gerne, aber eben nun mal so wie sie sind.

Zeigen sie sich gar nicht, heißt das: Keine Präsenz, keine Krabben. Das Prinzip ist simple: keine Performance, keine Belohnung. Auf eine Mahlzeit am Tag zu verzichten, stellt auch kein Problem für mich dar. Nur, was später folgte, leitete dann hingegen eine existenzielle Krise ein. Es drohte nicht nur, eine zweite Mahlzeit ersatzlos gestrichen zu werden – es drohte eine dauerhafte Diät. Andere Teammitglieder sprachen schon vom Hungertod.

Jeder geht mit Konflikten anders um.
Love Brands tolerieren das.

Konflikte kommen und gehen

Lasst mich euch davon etwas mehr erzählen. Es passierte nicht lange nach dem Besuch der Techno-Kinder. Mein Team und ich hielten uns immer noch im Hintergrund. Wir mieden sogar die Kameras, die die Love Brand in die ganze Welt streamt – welche Welt will schon verstörte Seepferdchen sehen? Was gibt die Pferdefresse bitte für ein Bild ab, wenn sie in die Ecke gedrängt ist? Dann lieber keine Bilder, safe.

Während wir also ein unbemerktes Leben wie in den 80er führten, so fast ganz ohne bezahlbare Telekommunikation und 24/7-Erreichbarkeit, flog nicht weit von unserem Becken die Eingangstür zu den Aquarien auf.

Musik erschallte. Ein Chor. Männer, vier Stück, in Uniform. Oder sowas ähnlichem. Die Shirts waren an und für sich das Einzige, was in dieser Gruppe harmonierte. Selten so eine Art von Gesang gehört.

Es stellte sich raus, dass ein paar Fans sich zu mir verirrt hatten. Welche, denen Bälle wichtiger zu sein scheinen als Eier – sie sprachen jedenfalls über einen Ball. Ach, was heißt sprachen, wenn sie nicht sangen, stritten sie sich. Direkt vor meiner Scheibe.
Ich habe schon etliche Konflikte vor meiner Scheibe verfolgt. Die Artenvielfalt von Streitgesprächen offenbart sich ungefähr genauso abwechslungsreich wie das bunte Leben am Riff. Ich habe gelernt, dass sich manche Konflikte von selbst legen – ich habe sogar Versöhnungen gesehen. Selbst Wandertage vergehen.

Der aktuelle Konflikt vor meiner Scheibe spitzte sich allerdings zu. Offenbar verarbeiteten die Männer einen herben Rückschlag, denn die Emotionen wurden immer augenscheinlicher: Schreien, Schimpfen, Zerstören, Randalieren, Boykottieren, Sabotieren. Das ging über eine richtig lange Zeit, bis sich endlich jemand eingemischt hat, um für Ruhe zu sorgen.

Dann war aber wirklich Ruhe.

Zuerst stellten wir fest, dass alle Fans, die zu uns kommen wollten, an uns und dem Männerchor vorbei geflüchtet waren. Wer weiß, ob und wann sie überhaupt noch einmal zu uns zurückkehren. Wenn sich das Seepferdchen-Aquarium als Treffpunkt für solche Gruppierungen herumsprechen sollte, haben wir ein Problem.

Ach was, das Problem ist schon da. Es ist das einzige, was sich in der Ruhe beharrlich meldet. Oder ist das mein Magen? However, Krabben gibt’s jedenfalls wieder keine. Unser Fütterer ließ in einem Nebensatz fallen, dass die Fans von vorhin die frische Lieferung Krabben in den See gekippt haben. Sie wollten Fische füttern, sagten sie. Hätten sie mich gefragt, ich hätte ihnen gezeigt, wo es zum Mainstream geht.

Ich muss jedenfalls gerade ein wenig um Fassung ringen, weil es mich sowas von aus der Fassung bringt, wenn mutwillig oder vorsätzlich in Existenzen eingegriffen wird. Wenn man nicht gönnen kann und einfach nur ein schlechter Verlierer ist.

Besonders, weil ich hilflos bin. Weil keine Aktion meinerseits, etwas an meiner Laune und der derzeitigen Krise ändern wird. Schon gar nicht unmittelbar. So wie es jetzt nötig wäre. Gegen die innere drohende Krise als Konsequenz der Bequemlichkeit und Trägheit konnte ich noch etwas einsetzen. Aber jetzt wirkten andere Kräfte. Welche, die uns den Hahn abdrehten. Und damit meine ich nicht den gefiederten Gockel vom Schaubauernhof.

Bis sich dann doch wieder einer dieser Fans zu mir an die Scheibe traute. Ein besonders loyaler und unerschrockener seiner Art: Mein Pate. Ich freute mich zwar, ihn zu sehen, aber er kam zu spät. Viel zu spät. Die Kuh war auf dem Eis und der Hund in der Pfanne drehte komplett durch. Also eigentlich ich…

Sei clever, ändere selbst etwas

»Pate, es geht zu Ende. Seit unser Netzwerk täglich wächst, kommen hier allerhand Leute vorbei. Und es passieren seltsame Dinge. Dinge, die ich nicht erklären kann, aber die Auswirkungen haben. Es begann mit einem kleinen Anschlag auf den inneren Frieden. Und als wir uns dann zurückgezogen hatten, eskalierte die Situation gänzlich. Wir sind verloren, die Krabbe ist in den Brunnen gefallen«, für den Fall, dass das nicht deutlich genug war, legte ich noch nach: »Ich krieg‘ die Krise!«

Der Pate wieder einmal die Ruhe selbst. Manche erkennen einfach den Ernst der Lage zu spät.

»Wenn du eine Sache selbst nicht ändern kannst, ändere deine Einstellung dazu«, pariert er.

Oder sie erkennen den Ernst der Lage eben gar nicht.

»Jeder geht mit Konflikten anders um, das müssen wir tolerieren. Manche Fans lernen das Verlieren einfacher, manche gar nicht. Es geht in schwierigen Zeiten aber nicht ums Verstecken, Willi. Es geht darum, clever zu sein. Selbstschutz zum Selbsterhalt, verstehst du?«

Angriff ist die beste Verteidigung, verstand ich. Militärisch in aller Vehemenz vorgetragen musste sich das angehört haben, wie wenn ich in den Krieg ziehen wollte. Ich erschrak selbst ein wenig vor mir und meiner Entschlossenheit.

»Nimm’s sportlich. Wir provozieren jeden Tag neue Krisen: Diesel-Software, Klimawandel, Sprungtürme ohne Aufsicht an Badeseen, Elektro-Roller in Großstädten. Den guten Fan gibt es doch nur, weil es den bösen Feind auf der anderen Seite auch gibt. Heißt: Krisenmanagement ist Alltagsgeschäft.«

Ist es nicht. War es auch bislang nicht. Wir hatten alle Spaß an der Love Brand, an den Krabben. Bis ein Tag die ganze Welt veränderte… Vor meinem inneren Auge lag die heile Welt in zerbrochenen Chitin-Schalen vor mir. Da kommt er mir mit sportlich.

»In jeder Krise kommt es auf die richtige Taktik an. Wie bist du aufgestellt? Wie viele Systeme kann dein Team spielen, welches besonders gut?«

»Es geht nicht ums Können, es geht ums Müssen. Wir MÜSSEN daran arbeiten, dass alles wieder gut wird, dass das eine Ausnahme war, dass am Besten alles wieder so wird wie früher!«

»Siehst du, und genau an das glaube ich nicht. Was zeichnet deine Love Brand aus? Was sind eure Erfolgstaktiken, mit denen ihr euren Wohlstand aufgebaut habt?«

Lies dir deine Blog-Artikel doch selber nochmal alle durch, du Spinner, bockt es in mir. Scheint ja alles vorhanden zu sein, man müsse es ja nur tun, oder wie war das?

Kommunikation in der Krise ist Taktik.
Ob Panik oder Werte sich durchsetzen,
entscheidet die Mannschaft,
die du dafür aufgestellt hast.

Variiere mit deinen Systemen

Ich muss meinen Blutdruck in den Griff bekommen. Wahrscheinlich auch den immer wiederkehrenden Gedanken mit der Harpune und dem Seetang. Immer diese schlauen Sprüche, immer dieses »Du hilfst dir selbst am besten«… Ha, wenn ich Krabben zeugen könnte, würde ich das tun.

Ich könnte euch aber auch verraten, dass ich mit dem Team variable Systeme spielen kann, wenn wir als Love Brand performen. Wenn wir es schon sportlich sehen sollen.

Wir beherrschen Catenaccio: Absichern, Verteidigen, Rechtfertigen und immer dann aggressiv, wenn wir angegriffen werden. Hm… Wir dürfen uns von so einem Wandertag nicht mehr so weit hinten rein drängen lassen. Die Gefahr ist, dass wir da schnell mit dem Rücken zur Wand stehen.

Wir beherrschen auch das, was wir CR7 genannt haben: Ein komplettes System, nur auf mich ausgerichtet. Ich bin für die Erfolge verantwortlich, dafür auch für die Rückschläge – was Gott sei Dank so gut wie nie vorkommt, weil das System den anderen im Team nicht so gefällt.

Dann gibt es noch die Verwirrungs-Taktik, die wir ab und an anwenden. Wir schicken einen von uns als Maskottchen vor, bei Kindern zum Beispiel. Harmonie und Sympathie geht vor Stress, deshalb übernimmt das Maskottchen in ernst zu nehmenden Situationen ausschließlich die Beobachterrolle, bis wir wissen, ob die anderen mitspielen sollten oder besser nicht.

Ach, was rede ich da eigentlich? Du hast Recht, Coach: Wir haben unzählige Taktiken.

Zeitspiel gehört allerdings nicht dazu. Und klein beigeben auch nicht – also, weiter machen! Ran an die Scheibe, Love Brand sein.

Die Harpune halte ich trotzdem mal in der Hinterhand. Man weiß ja nie, wer mit Rückschlägen nicht so gut umgehen kann… Oder ob ein Fan aus dem Männerchor nicht doch mal zum Schwimmen kommt…

Jeden Tag passieren Dinge, die uns und/oder unser Umfeld beeinflussen. Ganz schnell wird heute das Wort Krise wieder in den Mund genommen. Meist, um die darauffolgenden, eigenen Handlungen präventiv zu rechtfertigen. Um sich dahinter zu verstecken. Denn Krise klingt immer so, als könne man selbst nichts dafür. Meistens machen Marken in Krisenzeiten dann Dinge sogar bewusst ganz anders als bisher. Blinder Aktionismus heißt deren Allheilmittel. Reagieren statt Agieren. Nein, Leute, so ein Verhalten passt nicht zu einer Love Brand. Willi war zwar kurz davor, auf diesen Zug aufzuspringen. Ehe ihm bewusst wurde, dass er auf diesen Zug gar nicht aufzuspringen braucht. Love Brands laufen nicht vor Rückschlägen weg, sie begegnen ihnen. Wenn nämlich eins Gewiss ist, dann die Ungewissheit, wie lange es bis zur nächsten Diät ist.

Food For Thoughts

Krisenkommunikation ist ein sensibles Thema – hier geht es zu meinem Notfallkoffer, der immer einsatzbereit und individuell anpassungsfähig ist:

Love Brand Sensitive ››

Ausserdem gibt’s den Blog-Artikel als Audio-Podcast auf