Es ist Zeit für den nächsten »Pferdefresse«-Blog-Artikel.  Zuletzt hat Love Brand Willi seine Führungsqualitäten einsetzen müssen, um seine Marke auf Kurs zu halten. Man kann auch sagen, um sie schlank zu halten. Zu wachsen, das war doch aber ein erklärtes Ziel, oder nicht?! Korrekt, unter anderem im Hinblick auf das Netzwerk. Genau darum geht es heute: Überwiegend um die Netzwerkpflege im ›Internetz‹, wie Willi es nennt. Social Media lautete die Hausaufgabe, die er mir aufgetragen hatte. Ich soll ihm in der digitalen Welt helfen. Nunja, wohl dem, der ein Netzwerk hat, das einem bei den Hausaufgaben hilft… In Sachen Social Media war ich bislang nämlich, ähm, sagen wir vielleicht ›stets bemüht‹? Ganz ehrlich, ich dachte, mich überfordert das… Hat es aber nicht. Oder doch?

Keine Lust zu Lesen? Hier ist die Audio-Datei zum folgenden Blog-Beitrag:

Im Internet kannst du alles sein:
Superheld, Prinzessin, Nationaltrainer.
Oder Love Brand.

Wenn die Geier kreisen

Ich mache mir Sorgen. Nicht, weil ich plötzlich erkannt habe, dass ich Führungskraft bin und Verantwortung habe, die über mich und meinen Körper hinaus geht. Oder weil FÜRsorge aufgrund der Ähnlichkeit im Wort quasi automatisch zur Familie der Führungskompetenzen gehört.

Ich mache mir Sorgen. Um meinen Paten, ganz konkret. Er verhält sich äußerst sonderbar. Ach, was red‘ ich, sonderbar. Der verhält sich gar nicht mehr: Er sitzt schräg gegenüber, auf der Bank wo sonst gerastet wird. Maximal ein Geier würde ihm gesunde Haltungsnoten geben – ja, so wie er sitzen Geier, wenn sie ein Nagetier in einer der Klauen haben. In unserem Fall hier stammt der Greifvogel vom Affen ab und hält ein Smartphone in der Hand. Gott sei Dank, muss man sagen, stammt der vom Affen ab – denn sonst hätte er keinen Daumen.

Den scheint es zu brauchen: Das einzige, was sich bewegt ist sein rechter Daumen. Dieses kleine Körperteil an der Hand ist ein wesentliches Detail, das meinen Paten dann doch vom gefiederten Aasfresser unterscheidet: Kein Geier streichelt seine Beute wie mein Pate sein Telefon… Ohne Daumen schon gar nicht.

Komische Vögel bleiben sie beide.

»Hi Willi!«, sagt der Geier beiläufig. Nur der Geierdaumen kreist schwebend über dem Display seines Handys.

Er schaut mich nicht einmal an. Er merkt gar nicht, dass mein Gesichtsausdruck von besorgt zu beleidigt gewechselt hat. ICH merke gar nicht, dass er sich freut, mich zu sehen.

»Hey Willi, im Internet kannst du echt alles sein: Superheld, Prinzessin, Nationaltrainer,…«.

»Ähm, wie wär’s mit Seepferdchen Deluxe?«, unterbreche ich ihn schnippisch.

Die Art wirkt, zum ersten Mal heute sieht er mich direkt an. Zum ersten Mal lächelt er in Richtung Lebewesen statt Elektronik. Sein Lächeln hellt sogar den Rest vom Gesicht auf.

Social Media ist kein Newsroom.
Es ist Netzwerk.

Die Plattform der Selbstdarsteller

»Entschuldige bitte, meine Hausaufgabe hat meine volle Konzentration benötigt.«

Pause. Ich höre, sage ich unausgesprochen.

»Wow, du siehst gut aus. Hast abgenommen? Steht dir! Warte, ich muss direkt ein Foto von dir machen, und ein Video!«

Spaßvogel. »Warte…«, meine Schwimmgeschwindigkeit ist allgemein bekannt. Ich komm‘ hier sowieso nicht schnell genug weg.

Der Pate ist schon wieder konzentriert bei der Sache: Dieses Mal kreist sein Telefon vor meiner Scheibe, samt Unterarm. Ich versuche zu folgen, doch schon wenige Sekunden später ist das Shooting vorbei. Ich bin außer Atem, verwirrt und immer noch beleidigt. Dieses Handy war sonst nie großer Teil unserer Treffen. Heute trennen uns Scheibe und Display.

»So sind deine Fans viel näher an dir dran«, meint er und inzwischen ist er mit mehreren Fingern auf dem Telefon aktiv.

Aha, denke ich.

»Digitale soziale Netzwerke bieten uns die Chance, Willi, dich so zu zeigen, wie du bist: Wer du bist, was du bist, für was du bist, gegen was, was du machst, wie oft… Dieses Social Media ist die Plattform für Selbstdarsteller!«

Der verascht mich.

»Ernsthaft Willi, es hat ein bisschen gedauert, bis ich dahinter gestiegen bin. Vieles von dem, was sich in der digitalen Welt abspielt, ist wirklich total absurd.«

Dann passen ja ein Pate und sein Seepferdchen ausgezeichnet dazu, denke ich. Ich bleibe vorerst jedoch aufmerksam auf Stumm geschalten.

Der Pate erzählt mir, dass er eine Kamera kaufen wird, die er in meinem Aquarium installieren wird. So könne ich eigenverantwortlich und selbstständig „on Air“ gehen, im Internetz. Um manche Dinge müsse man sich einfach selbst kümmern, meint er.

Ich sag doch, heute verarscht er mich.

Jung genug oder zu alt?

»Weißt du, früher hat man sich noch zum Zocken getroffen. Wir haben bei einem Freund im Keller immer Konsole gespielt. Wir sind dafür mehrere Kilometer mit dem Fahrrad gefahren. Inzwischen geht das so: Jeder hat seine Konsole im Zimmer und ist online mit seinen Freunden verbunden.«

Ich verstehe nur Konsole. Und wenn man nicht versteht, wovon man spricht, sollte man ab und zu auch mal die Pferdefresse halten… Ich bin also wieder einmal Zuhörer.

Der Pate hingegen spricht weiter: »Ich habe erkannt, dass ich zwar jung genug bin, um die Vorteile von Social Media zu verstehen, dass ich aber zu alt dafür bin, um die Technik zu verstehen – mein erster Post hat, ohne Witz, handgestoppte 45 Minuten gebraucht, bis er online war.«

Jammert der jetzt etwa? Ist er dabei, mir mitzuteilen, dass er seine Hausaufgaben nicht gemacht hat? War das der Grund, weshalb er vorhin so ewig wie dämlich auf der Bank da drüben saß? Schämt der sich etwa? Meine Stimmung schlägt ein weiteres Mal um: Von beleidigt auf amüsiert.

Gerade als ich glaube, an einem Punkt der Inkompetenz meines Markenentwicklers verharren zu können, erkennt er meine zurück gewonnene Aufmerksamkeit. Manche Dinge kann man für mich eben interessant machen, in dem man sie unterhaltsam macht.

»Das war keine Hausaufgabe, mein Freund, das war eine Doktorarbeit.«

BAM, es scheint also doch wieder wissenschaftlich zu werden. Meine Fresse…

Wenn du dich nur engagierst und investierst,
um im Internet eine Story daraus zu machen,
hast du entweder Minderwertigkeitskomplexe
oder zu viel Geld.

Sei nicht nur präsent, netzwerke

»Also, Fakt ist, ohne deine Präsenz im Internetz, ist deine Love Brand schneller wieder von der Bildfläche verschwunden als du ›Krabbe‹ sagen kannst.«

Ach was, tell me news. Das war exakt der Grund für die Hausaufgabe. Ich ringe mich durch, zu sprechen: »Kompliment zu dieser erleuchtenden Erkenntnis. Und nu?!«

»Ich habe für dich und deine Teammitglieder eigene Profile angelegt. Alle euren Charakteren entsprechend, alle darauf ausgelegt, die Kernbotschaften deiner Love Brand für eure Fans entsprechend unterschiedlich zu kommunizieren und zu adressieren.«

»Kurze Zusammenfassung für mich in einfachen Worten: Ich habe ein Online-Profil, meine Teammitglieder auch. Und ab sofort muss jeder sich selbst darstellen plus die Love Brand?«

»Genau. Und weil ein Seepferdchen diesbezüglich wahrscheinlich eher planlos ist, habe ich mir für euch vier Eckpfeiler des Internetz-Netzwerkens überlegt:

Erstens: Die Internetz-Community weiß alles. Sie ist der Arbeitsspeicher deiner Marke. Sie ist der größte Experte der Welt. Du kannst Wissen anzapfen und Datenbanken füttern. In Bezug auf das Wie müssen die Alten von den Jungen lernen. In Bezug auf das Was müssen die Jungen von den Alten lernen. Digitaler Wissenstransfer ist nicht die Zukunft – das ist die Gegenwart.

Zweitens: Die Internetz-Community kann alles. Sie ist die Firewall und das Backup deiner Marke. Sie schützt, hilft, pusht, blockiert, teilt, sichert – Vergangenheit und Zukunft, Wissen und Kompetenzen. Wo du dich tummelst und einbringst, entscheidet über Qualität und Quantität von dem, was deine Marke lernen kann.

Drittens: Die Internetz-Community kritisiert alles. Sie ist der Stimmungsindikator deiner Marke. Sie ist der Think Tank. Wo neue Fans sich treffen, ist meist der Widerstand nicht weit. Nutze die Aufmerksamkeit der Kritiker, um dich zu positionieren oder zu lernen. Kritiker halten den Dialog offen und helfen dir, an Profil und Glaubwürdigkeit zu gewinnen.

Viertens: Du machst alles. Die Internetz-Community ist dein Vermarktungsinstrument. Also musst du dich auch selbst darum kümmern. Das geht nicht über Dritte und das geht schon gar nicht, wenn du es nicht willst. Du brauchst Gewohnheiten, Praktiken, Erfahrungen damit. Übe es intern im Team – erst, wenn ihr das digitale Netzwerken für euch entdeckt habt, seid ihr bereit, am großen Rad zu drehen.«

»Weiß alles, kann alles, kritisiert alles – das klingt nach einer Ex-Freundin. Oder nach Arbeit.«

»Genau das richtige für eine Love Brand. Eine Beziehung ist immer Arbeit. Sie ergibt sich aus deiner Story… Nicht andersrum. So wie dein soziales und wirtschaftliches Engagement. Wenn du dich nur engagierst und investierst, um daraus eine Story zu machen, hast du entweder Minderwertigkeitskomplexe oder zu viel Geld.«

Die Community als Stimmungsindikator

Dieses Internetz-Thema ist wirklich ein Stimmungsindikator. Ich war innerhalb der letzten Minuten besorgt, beleidigt, amüsiert… und jetzt bin ich irritiert – ernsthaft jetzt, viel Arbeit und ich soll alles selber machen…?!

»Eine Love Brand verhält sich privat wie professionell gleich. Das ist dein Vorteil, Willi, du kannst dich gar nicht verstellen. Es gibt viele, die das tun – achte darauf, wenn du deine Fans über Social Media ansprichst und schätze das, was dir am privaten Verhalten besonders gefällt. Ist die Person Schwimmer oder Artenschützer? Ist er ein Fan von Außen oder einer fürs Team?«

»Jaja, ist ja gut. Verstanden. Ich besprech‘ das mit dem Team, wie wir das mit dem Social Media handlen wollen. Bist du eigentlich Teil dieser Community?«

»Ja. Und ich bin dein Fan – der größte in deinem Team und draußen.«

»Und woher weiß das die Community?«, frage ich durchaus auch interessiert daran, was es mir in Bezug auf die Weiterentwicklung meiner Marke bringt.

»Aus einem Blog und Audio-Podcast«, antwortet der Pate.

Aha. Schonmal gehört, denke ich und pose ein wenig vor meiner neuen Kamera im Aquarium. Für meine Fans im Internetz: Here I am. Back again. Wenn auch am Ende nur für auserwählte Gäste und unter einem Pseudonym mit verstecktem Profil – irgendjemand hat uns leider dann doch verpetzt, dass wir alle nackt sind. Und sowas gibt’s nicht for free. Schon gar nicht für jeden. Scheißegal, wir wissen jetzt immerhin, wie das mit diesem Internetz-Netzwerk funktioniert. Mission completed.

Es ist heute tatsächlich so, dass wir uns immer häufiger nur noch digital begegnen oder gar das digitale Netzwerk immer dabei ist, wenn wir uns dann mal persönlich treffen. Es geht nicht mehr ohne. Die individuelle Markenkommunikation war noch nie wichtiger als heute. Die globale Vernetzung ist inzwischen das Fundament zur Weiterentwicklung einer Marke. Sie untermauert die Glaubwürdigkeit der Inhalte und bietet eine Unmenge an Fachwissen. Natürlich wollen Fans nicht nur informiert, sondern auch unterhalten sein. Sie wollen gefragt und gehört werden. Sie wollen sich austoben auf der Spielwiese der Anonymität oder bewusst Position beziehen. Sie wollen Momente teilen und teilhaben. Und sie wollen sicher nicht verarscht werden. Im Internetz treffen Fans auf ihre Kritiker, Fragen auf Antworten, Fakten auf Meinungen. Da hilft es ungemein, wenn du Fans im Netzwerk hast, die insbesondere dann Position beziehen, wenn die Kritiker angreifen.

Food For Thoughts

Für alle Netzwerker unter euch, die Social Media konstruktiv und produktiv für sich nutzen wolle: Let’s connect, denn jeder Kontakt ist ein Gewinn:

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Ausserdem gibt’s den Blog-Artikel als Audio-Podcast auf